Industrie in der Region Annaberger Land
Geschichte
In den Aufzeichnungen des frühmittelalterlichen Historiographen Thietmar von Merseburg, welcher um die erste Jahrtausendwende lebte, wird das Gebiet des Erzgebirges als „Miriquidi“ bezeichnet, was Dunkel- oder Finsterwald bedeutet. Eine erste Besiedelung fand Mitte des 12. Jahrhunderts statt, wo Siedler aus dem Main-Franken-Raum sich im „Dunkelwald“ niederließen. Als im Jahr 1168 die ersten Silbererze in der Umgebung von Christiansdorf, dem heutigen Freiberg, gefunden wurden, folgten dem „Ersten Berggeschrey“ zahlreiche Bergleute, Händler, Köhler und Vagabunden in das unwirtliche Gebiet. „Wo eyn man ercz suchen will, das meg her thun mit rechte“ hatte der Markgraf von Meißen, Inhaber des Bergnutzungsrechtes, den ins Land strömenden Siedlern zugestanden. Erst die Silberfunde gaben der Region ihren Namen. Weitere Erzfunde lösten das zweite, besser bekannt als das „Große Berggeschrey“, aus. Städte wie Annaberg, Marienberg oder Schneeberg wurden gegründet. Das Erzgebirge entwickelte sich schnell zu einem bedeutenden Erzlieferanten, der Bergbau boomte. Im Laufe der Jahrhunderte setzte eine Industrialisierung ein, wie sie nur selten in Gebirgsregionen zu finden ist. Der Abbau von Silber und Zinn, aber auch von Arsen, Blei, Eisen, Kobalt, Nickel, Uran, Wismut, Wolfram und Zink gehörte lange zum wichtigsten Erwerbszweig der Erzgebirger. Nachdem sich die Blütezeit des Bergbaus im 17. Jahrhundert dem Ende neigte, mussten sich die Menschen andere Erwerbsmöglichkeiten suchen. Die Spitzenklöppelei, das Posamentieren und die Holzschnitzerei sollten fortan den Broterwerb sichern. Im 18. Jahrhundert entwickelte sich die Region immer mehr zur Handwerkerregion. Einen weiteren Aufschwung gab es im 19. Jahrhundert in der Zeit der Industriellen Revolution, als die Textil- und Posamentenindustrie Fuß in der Region fasste.
Industrie
Traditionelle Wirtschaftszweige sind die Textilherstellung, Metall-, Papier- und Holzverarbeitung sowie die Spielwarenindustrie. Nach der politischen Wende 1989/90 sind Industrie und verarbeitendes Gewerbe stark zurückgegangen. Dennoch hat die Region eine der höchsten Industriedichten in Sachsen. Positive Entwicklungstendenzen verzeichnen die Automobilzulieferindustrie sowie das Dienstleistungsgewerbe, insbesondere der Tourismus. Größte Branche ist die Metallerzeugung/-bearbeitung, in der rund 40% aller Beschäftigten gebunden sind. Es folgen Elektrotechnik und Maschinenbau. In diesen drei Branchen sind zwei Drittel aller Beschäftigten der Region tätig.
Handwerk
Tradition und Handwerk sind im Erzgebirge eng miteinander verwachsen. Schnitzen, Klöppeln, Reifendrehen und Posamentieren sind traditionelle Handwerke, die bei uns noch immer lebendig sind. Handwerk ist heute aber noch weitaus mehr. Korbflechterei, Druckerei, die Herstellung von Filzschuhen und Räucherkerzen, moderne Holzgestaltung, Stickerei und Likörherstellung sind nur einige Beispiele für das handwerkliche Geschick der Erzgebirger. Die größten Handwerksbereiche sind jedoch mit rund 30% der Metall- und Elektrosektor, gefolgt vom Bauhandwerk. Diese drei Branchen stellen rund die Hälfte der Handwerksbetriebe insgesamt. Regionaltypisch hat das holzverarbeitende Gewerbe einen Anteil von 16%.
Tradition und Innovation sind auch heute noch Begriffe, für die das Erzgebirge steht.